Dandys (2001)

Postludium: The World is My Oyster (Nachwort) - Auszüge

Barbey d'Aurevilly (1808-1889) analysierte das Phänomen des Dandytums als Erster auf systematische Weise. Er gab denn auch jene Devise aus, die der Unabhängigkeit des Dandys gerecht wird und universell gilt: "Es ist nicht ein Anzug, der allein spazieren geht, im Gegenteil: es ist eine bestimmte Art, ihn zu tragen, die das Dandytum bedingt." Sprache, Wein, Garderobe: Nicht das Was, sondern das Wie ist entscheidend.

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Nun ja, mit Wilde teile ich die Triefäugigkeit und den vorderen, leicht knubbeligen Part der Nase. Der Rest, so hoffe ich stets, nähert sich mehr der Stirn, dem Kinn, der Stelle zwischen den Augenbrauen von Lord Byron (1788-1824), nach dessen Schlankheitskur, versteht sich. Byrons eigenes Dandy-Ideal verewigte er in seinem Don Juan, einer Theatergestalt freilich, denn Byron fand unter seinen Zeitgenossen keinen Charakter, der sich als Held eines Epos und als dramatische Maske seines öffentlichen Selbstbildes eignen würde: "Sein Wesen war so sehr verführerisch, weil er nicht sehr bemüht schien zu verführen".

Affektkontrolle und Selbstmodellierung sind Byrons Don Juan allerdings noch fremd. Seine Non-Chalance wirkt natürlich, was ihn vom Dandy als Verfechter des Künstlichen und Stilisierten entfernt. Na ja, er ist ja auch eine fiktive Figur. In der Wirklichkeit, diesem langweiligen Tal der Tränensäcke, braucht es schon einen gewissen Aufwand, um so zu scheinen, wie wir scheinen wollen. Das schwierige ist nur: keiner darf es merken. Max Beerbohm (1872-1956) berief sich in dieser Frage auf den großen Brummell: "Denn ist es nicht gerade seine feine Verachtung von Accessoires, auf die wir das vornehmste Ziel des modernen Dandytums zurückführen können, die Erzeugung des höchsten Effekts durch die geringsten extravaganten Mittel? [...] Er war stets aufs höchste sparsam, aufs peinlichste genau in seinen Mitteln. Ihre Handhabung war das A und O für ihn."

© Thomas Kastura




Thomas Kastura (Hg.): Dandys.
Texte von Puschkin, Wilde, Proust, Wolfe, Waugh u.v.a.
München: Goldmann Verlag 2001. 441 Seiten. 10 €


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